Donnerstag, 28. Januar 2016

Nach Dedelow - Teil 1

Zwei Wochen nach dem Testherdentag kommt nun endlich der Bericht über den Besuch in Dedelow. Es wird immer ein in der Nähe zum Tagungsort liegender Testherdenbetrieb besucht. Und für mich war das der Anlass, den weiten Weg nach Pasewalk gar nicht in Frage zu stellen.

Einfach die Bedeutung der Milchviehanlage in Dedelow, mit an die 2.500 Kühen nicht nur der größte der Testherdenbetriebe und mehr als doppelt so groß wie unsere drei Herden zusammen sondern auch die Historie des Betriebes:
1968 wurde hier der Prototyp der MVA 2000 gebaut, quasi die Vorgängerserie der weitverbreiteten MVA 1930 ("1930er-Anlage"), wie sie auch unsere Nachbarn in Karstädt haben (siehe Post vom 22.02.2014) oder mein Bruder in Kolochau leitete (siehe Post vom 09.12.2013).
Mitte der 1960er, als mein Urgroßvater wie hundertausende andere auch vier Kühe angebunden hielt, das ganze Leben mit Blick an die Wand, nicht einmal mit einer Tränke wurde hier ein Konzept entwickelt, das dem damals technisch Möglichen entsprach: Ein Liegeboxenlaufstall mit Vollspalten für 2000 Kühe und die zugehörigen Tränkekälber, automatische Fütterung über Futterbänder und ein 40er-Innenmelkerkarussell (Impulsa M 691).
Wie zukunftweisend diese Auslegung war zeigt sich daran, dass Dutzende von Ställe dieses Konzepts 50 Jahre nach Entwicklung und über 30 Jahre nach Ende der Bauserien Anfang der 1980er immer noch in Betrieb sind mit wenigen Veränderungen, insbesondere modernisierter Melktechnik.
In Dedelow wurde 1973 nochmal der gleiche Stall daneben gebaut, sodass die erste MVA 3750 mit dann 3745 Plätzen entstand.
Hinzu kam das zentrale Ausbildungszentrum für "industriemäßige Rinderhaltung", wo als "Schrittmacherbetrieb" der "wissenschaftlich-technische Fortschritt" von der Forschung in die breite Praxis überführt wurde.

Charakteristisch ist die Bandfütterung. Am insgesamt rund 300 Meter langen Hauptband zweigen die Nebenbänder für die einzelnen Kuhgruppen ab. Beschickt wird das Hauptband von zwei Seiten, auf der einen die Kraft- und Mineralfutterkomponenten und von der anderen das Grobfutter aus fünf Dosierern (Pressschnitzelsilage, Maissilage, Luzernesilage, zwei verschiedene Grassilagen). Da braucht es keinen Futtermischwagen, durch die Programmierung fährt es dann im richtigen Mischungsverhältnis vor die Kuh.
Die Aufgabe des Fütterers ist es das Futter von den Silos mit dem Radlader zu den Dosierern zu fahren:




















Das zweite Foto zeigt einen Blick in eine leerstehende Gruppe, das charakterisch ist. Bei der Breite des Stalls von über 100 Metern fällt das meiste Licht über die Lichtbänder im Dach ein; genauso wie die große Anzahl an Lüftern für das entsprechende Stallklima. Hier ist es eine Stahlkonstruktion, die spätere MVA 1930 war dann aus Stahlbeton. Links ist einer der Tröge, später wurden obenliegende Bänder gebauert, wo ein seilgezogener Pflug das Futter in den Trog wirft, wodurch fast beliebig oft am Tag gefüttert werden kann. Hier wurden Krippeneinzugsbänder gebaut, wo das Band mit dem Futter drauf den Trog entlang gezogen wird. Das hat zwar den Nachteil, dass nur zweimal am Tag gefüttert werden kann, weil bei jeder Fütterung das ganze Band zuerst wieder aufgerollt werden muss, aber dabei wird das Restfutter abgekratzt und läuft mit einem eigenen Band zu einem Auswurf an der Stallseite - sehr komfortabel!




















 
Weitere Infos:
A.G.U. Agrargesellschaft Uckermark AG

Fortsetzung folgt!

Benjamin

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