Freitag, 1. Juli 2016

Rekordkühe kucken

Momentan bin ich wieder auf Urlaub in der alten Heimat in Rheinhessen. Da es natürlich nicht ohne Kühe geht müssen andere als die eigenen besucht werden.

Auf einen Besuch habe ich mich besonders gefreut: Zu Familie Angne nach Winnweiler.
Als ich nach dem Abitur das Vorpraktikum fürs Studium auf der LVAV Hofgut Neumühle absolvierte und gerade meine erste praktische Erfahrungen in der Kälberaufzucht sammelte nahm mich mein Ausbilder an einem Abend dorthin mit. Dort sah ich nicht nur erstmals eine Kalbung (ja da war erst im April 2008!) sondern auch die ganzen alten Kühe - durchschnittliche Abgangsleistung jenseits der 50.000 kg. Seit 1991 hat der Betrieb bis heute insgesamt 12 100.000l-Kühe hervorgebracht, davon auch 10-Tonner und 150.000l-Kühe. Auf die Größe bezogen mehr als Manker und Iden!
Darunter damals Roxi, die bis heute den Lebensleistung-Europarekord der Rotbunten mit 176.000 kg hält.

Als ich 2014 in der Milchrind den Jahresabschluss der DLQ gelesen habe und bei den Dauerleistungskühen auf dem ersten Platz bei den Rotbunten: Rugby, Angne, Winnweiler. Eine von Roxis Töchtern, die damals kurz vor den 100.000 gestanden hatte. "Die Kuh kennst Du!" sagte ich mir. Als ich im Jahresabschluss 2015 wieder von ihr las, mit mittlerweile 171.000 kg, beschloss ich, dass ich sie doch besuchen sollte.

So war ich dann gestern in Winnweiler. Am Südrand der Gegend, die meine Großmutter als "Die ald Weld" nannte. Dort ist es sehr hügelig, sodass bei 660 mm Niederschlag seit Jahresbeginn mangels Befahrbarkeit noch nicht an allen Hängen der erste Schnitt gemacht werden konnte und das Ende Juni!

300.000 kg Lebensleistung mit zwei Kühen auf einem Foto hinzukriegen ist mehr als etwas Besonderes:



















Hier rechts liegt Stella, eine Rotviehkuh mit 127.000 kg Lebensleistung, aktuell von einem Glanrindbullen tragend.
Bei Familie Angne läuft nämlich die Milchviehhaltung aus und ist momentan in Umstellung auf Mutterkuhhaltung mit Glanrind, um das absolute Grünland zu verwerten. Und da gehen die 100.000er dann über Verdrängungskreuzung auch darin auf.

Links dann Rugby, als Rentnerkuh trockenstehend und nicht mehr tragend. Mit 173.000 kg hält sie den Lebensleistungsrekord der lebenden Rotbunten in Deutschland und bisher war nur ihre Mutter Roxi knapp besser (so um die 3.000 kg Lebensleistung):





















Die beiden Rassen zeigen auch die Zuchtgeschichte bei Familie Angne. Ursprünglich wie in der Gegend üblich hielten sie Glan-Donnersberger. Der damalige lokale Schlag des Glanrinds als klassische Zweinutzungsrasse; wo auch in den 1950er auf der LVA Neumühle versucht wurde über Veredlungskreuzung mit dänischem Rotvieh eine moderne Milchrasse daraus zu züchten.
Später züchteten sie die Herde über Verdrängungszucht um, hälftig mit Rotvieh (Angler alter Zuchtrichtung) und hälftig Rotbunte (Doppelnutzung). Irgendwann waren es dann Red Holstein, als es nicht mehr anderes gab und dann auch die gesamte Herde, da die Rotviehkühe mit der Zeit immer kleiner wurden. Aber trotz Holstein Rotbunt hat sich bei einige Kühen wie Stella über mehrere Generationen die rote Farbe gehalten.

Ein wirklich schöner Ausflug in die Welt der hohen Lebensleistung und auch ein Rückkehr in die Anfänge meiner Kuhzeit; den stallindividuellen Geruch habe ich sofort wiedererkannt!

Benjamin

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